Der "Windel-Willi"

Was macht den "Windel-Willi" so interessant?

Wenn es den „Windel-Willi“ nicht gäbe, müsste diese Energie durch konventionelle Heizungs- und Dampfkesselanlagen gewonnen werden, die jedoch mit fossilen Brennstoffen wie Öl oder Gas befeuert werden müssten.

Würde man diese Energie durch einen Gas- oder Ölkessel produzieren, wären der Invest, die Wartungskosten, Betriebskosten, etc. zwar wesentlich geringer, die Kosten für den Brennstoffinput (Gas oder Öl) dagegen sehr hoch. Beim „Windel-Willi“ dagegen erzielt man für den Brennstoff (Windeln) Einnahmen. Diesen Einnahmen stehen Kosten wie für Wartung, Revision, Betrieb, etc. gegenüber. Der Charme des „Windel-Willi“ jedoch ist, dass der Vorteil der Einnahmen die Nachteile der Betriebskosten aufwiegt.

Mit Hilfe des „Windel-Willi“ gelingt es der Stiftung Liebenau, den eigenen Energiebedarf weitgehend selbst abzudecken, den Bedarf an fossilen Brennstoffen maximal zu reduzieren, den CO-2-Ausstoß deutlich zu minimieren und zudem günstigere Energie für die eigenen Einrichtungen bereitzustellen, als es am Markt üblich wäre.

Wie groß ist der Umfang an produzierter Energie?

Der „Windel-Willi“ produziert bei optimalem Betrieb und geringen Revisions- / Wartungsunterbrechungen maximal 8.800 Mega-Watt-Stunden (MWh) pro Jahr. Damit könnte man rund 440 Einfamilienhäuser je Jahr mit Energie versorgen.

Allerdings sind Einfamilienhäuser als alleinige Abnehmer für eine Anlage wie den „Windel-Willi“ eher ungeeignet, da im Sommer wesentlich weniger Energie dort abgenommen werden würde als im Winter. Der „Windel-Willi“ am Standort Liebenau aber ist auf kontinuierlichen Betrieb und kontinuierliche Energieabgabe ausgelegt, das Vernichten von nicht benötigter Energie nicht möglich.

Zudem widerspräche es auch dem ökologischen Ansatz des „Windel-Willi“ und der Stiftung Liebenau. Deshalb sind der Standort des „Windel-Willi“ und die dort vorhandenen gleichmäßigen Energieabnehmer so wichtig, um genau das zu verhindern.

Der „Windel-Willi“ erbringt von den o.g. maximalen 8.800 MWh/a etwa 6.400 MWh/a an Dampf für die Wäscherei und die Großküche sowie weitere maximal 2.400 MWh/a an Warmwasser für den Heizungskreislauf Liebenau und Hegenberg.

Der „Windel-Willi“ selbst kann so also Energie produzieren, die rund 900.000 Liter Heizöl je Jahr entsprechen würde. Mit dem Dampf werden in der Wäscherei ca. 9 Tonnen Wäsche pro Tag gewaschen und in der Küche ca. 2.500 Essen pro Tag produziert. Überschüssige Energie aus diesen Bereichen wird dann umgewandelt und dem Heizungskreislauf zugeführt.

Werden 100% der Energie genutzt?

100% eines Inputs / Energieeinsatzes sind kaum ohne Verluste zum Verbraucher zu bringen. Verluste durch zum Beispiel Abstrahlungswärme, Kaminverluste, Leitungswege, etc. sind bei jedem Verbrennungsvorgang vorhanden.

Richtig ist allerdings, dass von 100% eingesetzter Energie in Form von Windeln beim „Windel-Willi“ rund 90% als nutzbare und verfügbare Energie für einen Endverbraucher zur Verfügung stehen. Bei Müllverbrennungsanlagen ist der Wirkungsgrad in der Regel deutlich niedriger.

Um auf diese Werte zu kommen wird beim „Windel-Willi“ z. B. auch die Abstrahlungswärme, die direkt an der Brennkammeraußenhülle und indirekt im Heizhaus unter dem Dach entsteht, abgesaugt. Ein Teil davon wird dem Verbrennungsprozess wieder zugeführt und der andere Teil zur Oberflächentrocknung in die Holzhackschnitzelbunker der Gesamtanlage umgeleitet.

Zudem sind das gesamte Wärmenetz aber auch die Heißwassertrasse der Stiftung Liebenau nur einen Bruchteil so groß, wie die Fernwärmenetze der großen Müllverbrennungsanlagen. Auch das minimiert die Verluste deutlich.

Was unterscheidet den "Windel-Willi" von Großanlagen?

Der „Windel-Willi“ ist eine regionale und rein standortbezogene, individuelle Energielösung, die exakt auf die Bedürfnisse am jeweiligen Standort zugeschnitten ist.

Er kann auch nur für diesen Standort beurteilt werden; an anderen Standorten müsste er neu und entsprechend angepasst konzipiert werden. Die Energie die er produziert wird ganzjährig zu 100% genutzt, egal ob Sommer oder Winter.

Aus den standortspezifischen Gründen ergibt sich auch die Größe des „Windel-Willi“, so dass sein ganzjähriger Betrieb auch sinnvoll aufrechterhalten werden kann. Nur so kann auch gewährleistet werden, dass man keine Energie vernichtet sondern vollständig nutzt. Das unterscheidet ihn von großen zentralen Müllverbrennungsanlagen.

Am Standort Liebenau ist er mit einer Leistung von 1.240 KW nicht besonders groß. Mit ca. 5.000 Jahrestonnen verwertet er nur einen Bruchteil im Verhältnis zur Beseitigungskapazität von Müllverbrennungsanlagen wie in Kempten, Weißenhorn, Augsburg, Göppingen, Freiburg, etc. Dort werden wenigstens 80.000 bis zu über 200.000 Jahrestonnen verbrannt.

Die Größe des „Windel-Willi“ folgt der Logik einer dezentralen Energieversorgung, indem die Energie – und zwar nur so viel wie notwendig – dort erzeugt wird wo sie auch zeitgleich benötigt wird. Der Ofen ist so konzipiert, dass er auf maximale Ausnutzung der eingesetzten Energie ausgelegt ist.

Im „Windel-Willi“ geht es nicht darum möglichst viel inhomogene Masse (Müllverbrennung) in kurzer Zeit zu „vernichten“ sondern homogenen und sortenreinen Brennstoff (z. B. feuchte Windeln), für volle Energieausbeute zu verwerten ohne dabei bei jahreszeitlichen Schwankungen Energie vernichten zu müssen.

Er kann das sortenreine, feuchte Inkontinenzmaterial unter den Auflagen der 17. BimSchV sauber und hochwertig ganzjährig verwerten. Bei den Müllverbrennungsanlagen ist diese Schlüssigkeit nicht immer gegeben.

Ist der "Windel-Willi" das Kraftwerk der Zukunft?

Der Windel-Willi ist ein Baustein im Rahmen einer notwendigen Energiewende, so wie es Solar, Wind, Geothermie oder auch Gaskraftwerke, Wasserkraftwerke, Müllheizkraftwerke, etc. auch sind.

Der weltweite Energiebedarf ist wesentlich höher, als durch die Verbrennung von Abfall erzeugt werden könnte. Mit den vorhandenen Abfällen kann man nur einen Bruchteil der notwendigen Energie erzeugen. Die Frage ist nur, mit welchem Wirkungsgrad kann diese Energie produziert werden und da ist der „Windel-Willi“ grundsätzlich etwas besser aufgestellt, als es die regulären MHKW sein können.

Zudem werden die Windeln sortenrein in der Region erfasst und optimal energetisch unter einem hohen Wirkungsgrad verwertet.

Ein Teil der Energiezukunft also kann er sehr wohl sein, indem ohnehin anfallende Abfälle sinnvoll dezentral verwertet werden.

Regionale Projekte, regionale Beteiligungen (Bürgerschaft, Öffentlich-rechtliche Träger, Investoren aus der Wirtschaft, etc.) an Standorten wie Kliniken, dem produzierenden Gewerbe, Großwäschereien, sozialen Einrichtungen mit kurzer Anbindung für die produzierte Energie und regionalem Einzugsgebiet für den Brennstoff, etc., können sicher zukunftsweisende Möglichkeiten, Energie zu produzieren und zu konsumieren, sein.

Damit kann der „Windel-Willi“ durchaus Beststandteil eines zukünftig zu erreichenden Energiemix sein.

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